Bloggen Blogger nur über Blogging?
Diesen Vorwurf erhebt Moe in seinem Beitrag zur Blog-Frage bei "Wer wird Millonär". Genau genommen fragt er sich, warum sich so eine rasche Häufung von Einträgen in verschiedenen Blogs meistens um ein und das selbe Thema dreht: Blogs eben. Warum schaffen wir das nicht mit anderen Themen? Stimmt das, was ein "Fremder" schreibt, wenn er sagt: "Nur die wenigsten Blogger haben in ihren Weblogs wirklich was zu erzählen, immer drehen sie sich nur um ihre eigene Blog-Achse."
Ich glaube nicht, dass wir uns nur um unsere eigene Blog-Achse drehen. Ich drehe mich um viele Achsen und es gibt Blogs, die drehen sich um noch mehr Achsen. Und manchmal sind es ganz spezielle Achsen, die vielleicht kaum jemand liest. Aber allen gemeinsam ist die Blog-Achse. Um die drehen wir uns irgendwie alle. Zumindest noch solange wie das Thema noch nicht vollständig gemainstreamt ist. Denn ich denke, dass dann die Erwähnung eines Blogs als Quellenangabe oder ein Hinweis auf einen Blog in einer Fernsehsendung quasi "gelernt" sein werden. Und mit dem Prozess, dass dieser Blogs-sind-Alltag eintritt, werden die Fingerzeige auf Blogs in der Öffentlichkeit verschwinden. Denn sie sind einfach nicht mehr neu, nicht mehr spektakulär genug. Sie sind dann - im Gegensatz zu jetzt - eben keine News mehr. Vielleicht ist Moe hier seiner Zeit etwas voraus, vielleicht ist er einfach einer von denen, für die Blogs im Alltag schon so alltäglich sind, dass er nicht mehr mit dem Finger zeigen möchte. Und sobald dieser Effekt verschwindet werden wieder mehr die eigentlichem Themen der Blogs zu erkennen sein, die heute schon da sind. Nur manchmal scheinen sie im Rauschen über Blogging etwas unterzugehen.
Ein ähnliches Verhalten hat doch auch die Open-Source-Welt gezeigt: Seit Linux allgemein anerkannt und angewendet wird, ist die Diskussion um freie Software viel sachlicher und nüchterner geworden. Niemand schreit mehr laut, wenn im Fernsehen ein Computer mit Linux drauf zu sehen ist oder ein Plüschpinguin in die Kamera blickt. Selbst große Projekte wie die Linux-Migration bei der Stadt München verschwinden schnell wieder aus dem (Medien-)Interesse. Linux ist "normal", ist "Alltag", ist "Tagesgeschäft" geworden. Wer heute über Linux schreibt, schreibt kaum noch über Abwägungen pro und kontra. Er schreibt vielmehr über Lösungen mit Linux, über Einsatzmöglichkeiten, über Software für Linux, etc. Auch hier sind die eigentlichen Themen in den Vordergrund getreten, die - ich möchte fast sagen ideologische - Diskussion über Linux und den Siegeszug von Linux in aller Welt ist dagegen eher noch ein Hintergrundthema. Ich würde mich freuen, wenn das für Blogs auch in naher Zukunft zutrifft.
Geschrieben von Jan Theofel am 20.03.2005 um 12:51 Uhr (Permalink)
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