Fedora 7 mit Virtualisierungen auf dem LinuxTag 2007
Mein Kollge Robert Scheck, Betreiber von linuxnetz.de, wird kommende Woche auf dem Linuxtag in Berlin sein. Dort stellt er am Fedora-Stand Virtualisierungslösungen vor. Aus diesem Grund habe ich ihn gebeten einen kleinen Gastbeitrag hier für das Weblog zu schreiben. Ich selbst werde leider nicht auf dem Linux-Tag sein aber ich wünsche allen, die dort hingehen viel Spaß. Aber jetzt erst mal Roberts Artikel:
Wie die meisten sicherlich wissen, ist Fedora eine Community-orientierte Linux-Distribution, die von Red Hat gesponsert und unterstützt wird. Bisher gab es hier die Unterscheidung zwischen dem ausschließlich von Red Hat verwalteten Fedora Core und dem freien und durch die Community gepflegten Fedora Extras. Für Fedora 7, das am 31. Mai 2007 veröffentlicht werden wird, werden beide Zweige in einer ersten gemeinsamen Version mit einer gemeinsamen Infrastruktur verschmolzen. Das bedeutet, es gibt kein Fedora Core und kein Fedora Extras mehr - einfach nur noch "Fedora". Das heißt aber auch, dass Red Hat vieles an "Macht", die seither deutlich, manchmal sogar überstark spürbar war, an die Community abgibt.
Neben vielen aktualisierten Paketen ist auch die Implementierung von neuen Technologien ein wichtiger Punkt für Fedora 7. An dieser Stelle möchte ich insbesondere die Virtualisierungen hervorheben, die unterstützt werden. Da ist zum einen Xen, eine Entwicklung der Universität Cambridge und zum anderen KVM, das direkt im Kernel enthalten ist und bei der Entwicklung durch die Firma Qumranet vorangetrieben wird.
Xen unterstützt Paravirtualisierung und Hardware-Virtualisierung, bei ersterem verwenden die virtuell gestarteten Betriebssysteme eine spezielle Verwaltungsschicht, um z.B. auf das Netzwerk, Festplattenspeicher etc. zuzugreifen. Bei der Hardware-Emulation werden dem Gastsystem gewisse Teilbereiche der physikalischen Hardware als virtuelle Hardware bereitgestellt. Dadurch ist es möglich, dass das virtuell gestartete Gast- Betriebssystem nicht modifiziert werden muss. Xen benötigt hierfür jedoch Prozessoren mit Erweiterungen wie Intels Vanderpool oder AMDs Pacifica. Der Vorteil ist in beiden Fällen, dass die Gastsysteme sehr stark voneinander isoliert sind und fast so schnell laufen, als würden sie direkt auf eigener Hardware eingesetzt werden. Dieses Verhalten entspricht dem kommerziellen VMWare ESX-Server.
KVM unterstützt ebenfalls die Hardware-Virtualisierung, welche auch unter den Namen "Native Virtualization" oder "Full Virtualization" bekannt ist. Voraussetzung sind jedoch auch wieder Prozessoren mit Hardware- Virtualisierungstechnologien wie schon bei Xen. Die Paravirtualisierung ist in dem am Ende von 2006 gestarteten Projekt noch am Anfang, funktioniert dennoch mit Linux- und Windows-Gästen in Form von einer Verwaltungsschicht, die als Kernel-Modul geladen werden muss. KVM selbst nimmt keinerlei Emulation vor, sondern stellt ausschließlich die benötigte Infrastruktur dazu bereit, welche zur Zeit nur durch ein angepassts QEMU genutzt werden kann. Aktuell wird Fedora 7 zum aktuellen Zeitpunkt die einzige mir bekannte Linux-Distribution sein, die von Haus aus standardmäßig eine Unterstützung für KVM liefert - einschließlich grafischer Werkzeuge zur Verwaltung der virtuellen Maschinen.
Xen hat den Nachteil, dass es nicht direkt im Kernel enthalten ist, sondern mit einem Patch hinzugefügt werden muss und der dadurch mit Xen verwendete Kernel niemals der neueste sein kann, so wie das bei KVM der Fall ist, da es direkt im Kernel entwickelt und gepflegt wird. Man muss allerdings auch sehen, dass die Entwicklungszeit von KVM noch sehr gering ist und es daher bei der Paravirtualisierung noch hinter Xen liegt. Da beide Projekte auf die GPL als Lizenz setzen, sollte es auch in kommerziellen Umgebungen keine Probleme geben.
Eine äußerst interessante, hilfreiche und faszinierende Funktionalität ist die Live-Migration von virtualisierten Systemen. Dabei kann man eine virtuelle Maschine im laufenden Betrieb (!) von einem Hostsystem auf ein anderes umziehen, ohne dass dies von Benutzern der virtuellen Maschine bemerkt wird. Die Limitation ist jedoch, dass sich beide Hostsysteme im gleichen Netzwerk befinden sollten, da ansonsten die Konfiguration für das Netzwerk abgeändert werden müsste, was zum einen nicht unbemerkt bleibt und zum anderen einen manuellen Eingriff erfordert.
Wer durch das ganze jetzt neugierig geworden ist und mehr darüber erfahren und sehen möchte, den lade ich zum LinuxTag 2007 auf dem Messegelände unter dem Funkturm in Berlin in Halle 12 ein. Die Veranstaltung findet vom 30. Mai bis zum 2. Juni dort statt und am Stand des Fedora Projects (Stand- Nummer 12.73) werden wir unter anderem neben "One Laptop Per Child" auch Virtualisierungen vorstellen und demonstrieren. Zusätzlich findet am 31. Mai 2007 eine Installationsparty von Fedora 7 statt, das am selben Tag offiziell freigegeben werden wird. Interessierte können sich dann Fedora 7 direkt auf der Messe von einem lokalen Spiegel-Server herunterladen oder gleich vor Ort installieren - selbstverständlich mit Unterstützung von erfahrenen Fedora-Anwendern und -Entwicklern.
Ich (Robert Scheck) selbst werde als einer der deutschen Fedora Ambassadors auch anwesend sein und für Fragen rund um Linux und insbesondere Fedora zur Verfügung stehen. Ich würde mich freuen, wenn der ein oder andere aufgrund dieses Beitrags nach Berlin kommt und bei mir vorbeischaut. Wenn man nicht sofort über mich stolpern sollte, einfach jemand von den anderen Standmitgliedern nach mir fragen. Falls noch Tickets benötigt werden, ich habe aktuell noch einige wenige Tickets, die ich an Interessierte vergeben kann...
Geschrieben von Jan Theofel am 21.05.2007 um 0:52 Uhr (Permalink)
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