Sessionmitschrift: 10 Jahre Liberalisierung des Telekommunikationsmarkts
Meine erste Session auf dem Barcamp Leizpig dreht sich um die Liberalisierung des Telekommunikationsmarkts in Deutschland. Gehalten wir die Session von Axel Schumann von der Firma enviaTEL, die hier auch Sponsor sind und den Mediencampus hier mit Bandbreite versorgen.
enviaTel ist einer der größten TK-Anbieter in Mitteldeutschland. Kunden sind Geschäftskunden, Kommunen und TK-Anbieter für Endkunden. Gehört zu envia Mitteldeutsche Energie AG.
Liberalisierung begann 1998 mit einer Goldgräberstimmung. Damalige Kosten sind aus heutiger Sicht unerschwinglich gewesen - vor allem im Internetbereich. Ziele war mehr Wettbewerb auf dem Markt. Positive Entwicklung auf den Markt, auch auf die Anzahl der Arbeitsplätze.
Leichter Crash 2000/2001 durch das Platzen der ersten Internetblase und damit weniger Bedarf nach entsprechender Infrastruktur.
Marktsituation heute: Festnetz mit starker Dominanz der DTAG mit ca. 2/3 des Marktumsatz (gesamt 2007 ca. 37 Milliarden Eur). Im Mobilfunkmarkt frühere Liberalisierung 1991. Dadurch bedingt nur ca. 1/3 Anteil T-Mobile am Umsatz (gesamt 2007 ca. 26 Milliarden Euro).
Gerade im Bereich des Privatkundenbereichs dennoch keine Chance beim Festnetz ohne die Telekom durch die letzte Meile. Dadurch geht etwa die Hälfte jedes Umsatzes bei alternativen Carriern auch an die DTAG durch Interconnectiongebühren, TAL (Teilnehmeranschlussleitung) und Einrichtung. Wettbewerber müssen daher hochwirtschaftlich agieren.
Betrachtung: DSL/Breitbandanschlüsse in Deutschland. 2001 etwa 1,9 Millionen Anschlüsse. Heute (2007) etwas 10 mal so viel mit 19,6 Millionen, davon etwa 1,1 Millionen alternative Anbieter wie Kabelanschlussanbieter. Damit liegen wir mengenmäßig in Europa an der Spitze. Diese Menge macht Wettbewerb erst wirklich möglich. Abgedeckt werden können in Deutschland 95% aller Haushalte mit Breitband versorgt werden.
Betrachtung: Volumen 2007 in Deutschland gesamt über 1 Milliarde GB pro Jahr. Interessant: Das durchschnittliche Volumen pro Benutzer hatte seine Spitze ca. 2003 mit 7,3 GB pro Benutzer und Jahr. Heute liegen wir bei 4,5 GB.
Gesellschaftlicher Trend: Immer kürzere Innovationswellen. Die Liberalisierung liegt in der fünften Welle, mit einer Länge von etwas 20 Jahren.
Thema Bandbreitenhype: Für bestimmte Dienste, wie Fernsehen über das Internet, benötigen diese Bandbreiten. Benötigt bei guter Qualität ca. 4 MBit/s, hochgerechnet auf einen Drei-Personen-Haushalt sind das heute bereits typische Bandbreiten. Auch ein Trend wie Homeoffices und Home-Automatisierung (Steuerung der Hausgeräte über das Internet) benötigen zu Hause höhere Bandbreiten für die Verbindungen zu den Firmen. Über Kuperdoppelader bekommen wir aber nur bis ca. 25 MBit/s. Koaxialkabel von Kabelnetzbetreibern gehen bis etwa 100 MBit/s. Glasfaser bietet deutlich höhere Bandbreiten.
Weiterer Trend: Verschmelzung von IT und TK, daher werden auch Anbieter verschmelzen. Heute gibt es einen "Zoo von Techniken" wie ISDN, PDH, ATM, ... die alle zu Layer 2 / Layer 3 Technik verschmelzen werden, basierend auf Kuper (Rest), LWL und andere optische Netze.
"Wer heute Infrastruktur baut, gewinnt langfristig." Breitbandwachstum ist in Zukunft nur mit Glasfaser möglich und ebnen den Weg für neue Dienste. Anbieter investieren heute teilweise lieber in eigene Infrastruktur statt in die Miete der Leitungen bei der DTAG.
Auch die Zielgruppen ändern sich im Laufe der Zeit massiv. Umgekehrt beeinflusst auch die Kommunikation die Sprache und Gesellschaft. Beispiel: Chatabkürzungen und soziale Netzwerke.
Geschrieben von Jan Theofel am 3.05.2008 um 12:11 Uhr (Permalink)
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Ich halte es für ein Gerücht, dass 95% aller Haushalte in Deutschland mit einem (kabelgebundenen) Breitband-Anschluss versorgt werden können. DSL-Light (384 kBit/s) ist für mich z.B. kein Breitband-Anschluss, in vielen Ortschaften aber noch immer das Maximum, wenn überhaupt schaltbar.
Gruß
1 | Nico | 7.05.2008 um 14:50