Ingress - Bewegung für Nerds
Letztes Wochenende durfte ich das zweite BleibGesundCamp an der Volkshochschule Esslingen moderieren. Dabei bot ich selbst auch Sessions an, unter andere, eine mit dem Titel „Ingress - Bewegung für Nerds“. Das ist natürlich etwas plakativ und provokant formuliert, trifft aber für mich einen wahren Kern.
Seit Monaten suchte ich eine Idee, was mich motivieren könnte, mich mehr zu bewegen. Gar nichts Anspruchsvolles - jeden Tag eine halbe Stunde oder Stunde Spazierengehen. Das müsste doch irgendwie zu schaffen sein. Den einen Tag etwas mehr, den anderen etwas weniger.
Vor zwei Wochen installierte ich Ingress, ein ARG (Alternate Reality Game) von Google‘s Niantic Labs. Dabei muss man kurz gesprochen durch die reale Welt zu so genannten Portalen laufen und diese für seine Fraktion erobern und miteinander verbinden. Und voilà, der Bann war gebrochen. Knapp über 100 km habe ich in den genau 15 Tagen mit der App zurückgelegt. (Siehe Screenshot. Aktuell sind es genau 108 km.)
Ziehen wir davon etwa 15 km ab, die ich sowieso gelaufen wäre oder in der Bahn fuhr. (Am Anfang dachte ich noch, das hätte Sinn, aber inzwischen gab ich das auf.) Bleiben etwa 90 Kilometer, die ich extra wegen Ingress zu Fuß bewältigt habe. Das macht 6 km pro Tag oder umgerechnet etwas mehr als eine Stunde pro Tag. Mission completed. Und das in zwei relativ stressigen Wochen.
Und so sagt auch John Hanke von Google‘s Niantic Labs in einem Interview über Ingress:
„Getting outside and moving arround and exercising is a really healthy thing for people, and it has the side effect of releasing endorphins and other chemicals that make you feel good.“
Am 14. Dezember 2013wurde Ingress offiziell aus dem Betastadium entlassen. Seit dem kann man sich ohne Einladung für das Spiel anmelden. Aktuell ist es nur für Android-Geräte verfügbar, im Februar oder März soll eine Version für Apples iOS erscheinen. Alle Funktionen sind dabei für die Spieler kosten- und werbefrei.
Neben dem Bewegungsaspekt unterstützt Ingress aber auch das soziale Miteinander. Denn aktuell sind alle Elemente des Spiels in acht Level unterteilt. Dies betrifft die Spieler selbst (ich bin aktuell im Level 6), die Portale, die Resonatoren (sie erhalten Portale am Leben), Waffen und „Powercubes“ (Energiepakete). Neue Spieler werden oft beim „Leveln“ (erreichen höherer Level) begleitet. Außerdem sind manche Aktionen, beispielsweise das Errichten eines hochwertigen Portals, nur im Team möglich.
So verabreden sich die inzwischen etwa 2 Millionen Spieler zu gemeinsamen Streifzügen und planen regelrechte Manöver zusammen. Über besonders spektakuläre Aktionen wird sogar im wöchentlichen „Ingress Report“ mit Susanna Moyer berichtet. Google‘s Niantic Labs fördert dies mit Live-Events noch weiter, so dass sich eine sehr aktive Community rund um Ingress entwickelt hat.
In unserer Session zeigte ich bei einem Spaziergang live die Funktionen des Spiels und führte neue Spieler in die Welt von Ingress ein. Das hat ihnen offensichtlich Spaß gemacht. Zum Ende übernahmen wir gemeinsam ein Portal, welches in der realen Welt einen Vodafone-Shop darstellt. Und wann kann man schon mal auf der Straße stehen und sagen: „Yeah, ich habe Vodafone gehackt!“
Ich bin mir sicher, dass Ingress und ähnliche spielerische Ansätze eine gute Chance haben, Menschen zu mehr Bewegung zu verhelfen. Dabei stehen der Spaß und die Freude am Spiel im Vordergrund und die leichte Bewegung kommt automatisch der eigenen Gesundheit zugute. (Auch wenn Bewegung alleine sicherlich nicht für einen gesunden Lebensstil ausreichend ist.)
Wer es auch probieren möchte: Ich bin in der Enlighted-Fraktion. (Logisch, oder? ;-) In Berlin (oder wo ich gerade hinreise) kann ich dir gerne gemeinsame Streifzüge anbieten, wenn du dich auch dieser Fraktion anschließt.
Geschrieben von Jan Theofel am 13.02.2014 um 19:42 Uhr (Permalink)
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Schönes Artikel.
Ingress macht echt Spaß.
Bis auf die Tatsache, dass das Leveln viel zu lange dauert und man vor Level 8 nicht wirklich viel machen kann...
1 | Stefan Graf | 26.02.2014 um 15:17